Ein «Rant» wider die Klagekultur.
«Viele Skifahrer, kaum Köche», so betitelte das Onlinemagazin Tageskarte Ende November einen Artikel zum wenig überraschenden saisonalen Fachkräftemangel in den Wintersportgebieten. Wenig später zeigt eine Studie der Social Recruiting-Plattform Gronda, dass 60% der Mitarbeitenden im Gastgewerbe ihr Arbeitsumfeld nicht weiter empfehlen und 40% von ihnen demnächst einen Jobwechsel planen.
Auch die deutsche AHGZ beschäftigt sich mit dem Thema und fällt ein ziemlich kritisches Urteil über die Rekrutierungsprozesse in den meisten Hotels: sie seien «old school», lieblos, unsorgfältig, respektlos gegenüber dem Jobkandidaten, etc.
Alle Symposien und Konferenzen zum Thema Fachkräftemangel, an denen sich immer alle einig sind, dass es ein Umdenken im HR-Bereich braucht, haben anscheinend noch ziemlich wenig gebracht. Denn dieses Umdenken hat bei vielen Unternehmen noch nicht einmal ansatzweise stattgefunden hat. Die Tatsache, dass gute Mitarbeitende heute die Wahl haben und genauso umworben und umsorgt werden müssen, wie Gäste, wird zwar allenthalben abgenickt. Danach gehandelt wird jedoch in den seltensten Fällen.
Das sieht man an lieblosen Stellenanzeigen, wo durchaus hohe Ansprüche an Bewerber gestellt werden, aber kaum überzeugend darauf eingegangen wird, warum er oder sie sich bei genau diesem Arbeitgeber bewerben sollte – und nirgendwo anders.
Das sieht man, wenn Betriebe auf Gronda, DER F&B-Rekrutierungsplattform, oder auf Linkedin, DER Kaderplattform, in ausgefeilten Werbefloskeln beschreiben, wie schön ihre Zimmer oder ihr Spabereich, wie modern ihre Klimaanlagen und wie ausgezeichnet ihre Restaurants sind.
Liebe Gastgeber, eine kleine Wahrheit an dieser Stelle von mir: NIEMAND liest Ihre Unternehmensbeschreibung auf Linkedin, weil er oder sie bei Ihnen Gast sein möchte – von kleinen Ausnahmen im MICE-Bereich vielleicht mal abgesehen. Bitte überlegen Sie sich, warum Sie überhaupt ein Unternehmensprofil auf Plattformen wie Gronda oder Linkedin haben und dann setzen Sie es entsprechend zielführend ein.
Das sieht man, wenn man sich die Bewertungsplattform Kununu anschaut, auf der Unternehmen von ihren Angestellten, ihren Praktikanten, Auszubildenden und ihren Bewerbern bewertet werden. Gastgeberunternehmen, die diese Plattform auf dem Radar haben und mit ihren Bewertungen aktiv umgehen, dürften in der Schweiz eine einstellige Prozentzahl ausmachen.
Das sieht man auch, wenn der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband den Grund für die vielen Lehrabbrüche in der Küche darin sucht, dass TV-Köche wie Tim Mälzer Jugendlichen falsche Erwartungen an die Ausbildung mitgäben. Dabei ist die Popularität des Koch-Themas in Social Media und TV ja ein gottgesandter Grund dafür, dass es überhaupt noch Jugendliche gibt, die sich für den Kochberuf interessieren.